KDIGO-Leitlinie Glomerulonephritis 2021 & Behandlungslücke (IgAN)
Die IgA-Nephropathie wird häufig zufällig diagnostiziert, weil sie im Frühstadium meist asymptomatisch verläuft.1 Bei 25–30 % der Menschen mit IgAN kann sich jedoch innerhalb von 20–25 Jahren nach dem ersten Auftreten der Krankheit eine terminale Niereninsuffizienz manifestieren.2 Einer der Hauptgründe, warum sich die Krankheit bei den Betroffenen stetig verschlimmert, ist der Mangel an wirksamen Behandlungsmöglichkeiten.
Die aktuellen Behandlungen bei IgA-Nephropathie können lediglich vorhandene Symptome wie Bluthochdruck, eine verminderte GFR und Entzündungen lindern. Schreitet die Krankheit weiter bis zu einer chronischen Niereninsuffizienz fort, sind für die Betroffenen Hämodialyse und eine Nierentransplantation häufig der letzte Ausweg, wodurch sich ihre Lebensqualität drastisch verschlechtert. Es besteht also ein erheblicher ungedeckter Bedarf, dieses Fortschreiten zu verhindern.3
Betroffene, bei denen ein hohes Risiko besteht, dass die IgA-Nephropathie voranschreitet, benötigen dringend eine wirksame und verträgliche Therapieoption. Eine solche Therapie der Glomerulonephritis sollte nicht nur die Symptome verbessern, sondern direkt auf die Ursachen der Krankheit abzielen.
Am Anfang der Behandlung von IgAN stehen nicht immunsuppressive Strategien, sogenannte supportive Behandlungen, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Entstehung einer terminalen Niereninsuffizienz möglichst zu verhindern. Hierzu gehören eine Änderung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und einer speziellen Diät (gegebenenfalls mit Reduzierung von Eiweiß und Salz), Verzicht auf das Rauchen sowie körperliche Aktivitäten.2 Die Therapie besteht aus einer strikten Blutdruckkontrolle durch eine optimale Inhibition des Renin-Angiotensin-Systems (RAS), eines der wichtigsten Kontrollsysteme des Körpers zur Regelung des Blutdrucks und des Flüssigkeitshaushalts. Abhängig von den Proteinurie-Werten und der eGFR kann zusätzlich eine sechsmonatige systemische Glukokortikoid-Therapie in Betracht gezogen werden.2 Allerdings können systemisch verabreichte Glukokortikoide schwere Nebenwirkungen haben – ein wichtiges Kriterium für die Patientinnen und Patienten.
Behandlung der IgA-Nephropathie entsprechend der KDIGO-Leitlinie 2021
ACEi: Angiotensinkonversionsenzym-Inhibitor; ARB: Angiotensin-Rezeptor-Blocker; eGFR: geschätzte glomeruläre Filtrationsrate; IgAN: Immunglobulin-A-Nephropathie*Das Risiko-Nutzen-Profil von Glukokortikoiden sollte jeweils im Einzelfall besprochen werden. Die TESTING-Studie4 zeigt erste Hinweise auf Wirksamkeit von systemischen Glukokortikoiden bei Betroffenen mit ausgeprägter Proteinurie (im Schnitt 2,4 g/Tag), musste allerdings durch behandlungsbedingte Morbidität und Mortalität abgebrochen werden. Mod. nach: Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) Glomerular Diseases Work Group (2021).2
Was ist KDIGO?
Kidney Disease Improving Global Outcomes“, oder kurz KDIGO, ist eine global agierende gemeinnützige Organisation, die evidenzbasierte klinische Leitlinien auf dem Gebiet der Nierenkrankheiten entwickelt und koordiniert. Die KDIGO-Leitlinien setzen globale wissenschaftliche Erkenntnisse in praktische Empfehlungen für Behandelnde und Betroffene um.5
Erfahren Sie mehr über IgAN
Referenzen
- Rodrigues JC, Haas M, Reich HN. IgA Nephropathy. Clin J Am Soc Nephrol 2017; 12(4): 677–686.
- Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) Glomerular Diseases Work Group. KDIGO 2021 Clinical Practice Guideline for the Management of Glomerular Diseases. Kidney Int 2021; 100(4S): 1–276.
- Huang X, Xu G. An Update on Targeted Treatment of IgA Nephropathy: An Autoimmune Perspective. Front Pharmacol 2021; 12: 715253.
- Lv J et al. Effect of oral methylprednisolone on clinical outcomes in patients with IgA nephropathy: the TESTING randomized clinical trial. JAMA 2017; 318(5): 432–442.
- Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO). unter: https://kdigo.org/ (zuletzt aufgerufen : Februar 2022).